Laboratoriumsmedizin
EN - Endokrinologie
Krankheitsgruppen/Stufendiagnostik
A) Diabetes mellitus
Analysen
Diagnostik nach Praxisleitlinie DDG, Version 2009:
Glucose, HbA1c,
OGTT/oraler Glukosetoleranztest (siehe Funktionsteste)
1. Diabetes mellitus Typ 1
Analysen
GAD-AK (GADII-AK)
Tyrosin-Phosphatase-AK (IA2)
Inselzellen-AK
Insulin IgG-AK (IAA)
2. Diabetes mellitus Typ 2
Analysen
C-Peptid
Interleukin 6 (IL6)
HOMA-Index
Insulin
Proinsulin intakt
3. Weitere spezifische Diabetes-Typen
Indikation
- Erkrankungen des exokrinen Pankreas (z. B. Pankreatitis, zystische Fibrose, Hämochromatose)
- Endokrinopathien (z. B. Cushing-Syndrom, Akromegalie, Phäochromozytom)
- Medikamentös-chemisch induziert (z. B. Glukokortikoide, Neuroleptika, Alpha-Interferon, Pentamidin)
- Genetische Defekte der Beta-Zell-Funktion (z.B. MODY-Formen - MODY 1-3,5 Genuntersuchungen)
- genetische Defekte der Insulinwirkung
- andere genetische Syndrome, die mit einem Diabetes assoziiert sein können (wie z.B. MIDD: maternal vererbter Diabetes mellitus, häufig assoziiert mit sensorineuraler Hörstörung)
- Infektionen
4. Gestationsdiabetes
Analysen
Erstmals während der Schwangerschaft aufgetretene oder diagnostizierte Glukosetoleranzstörung.
Screening üblicherweise in der 20.-24. SSW, Glukosemessung 1h nach 50 g Glukose oral. Ausschluss bei Werten < 140 mg/dl, sonst weitere Abklärung durch oGTT (siehe Funktionsteste).
B) Fettstoffwechselstörungen
Analysen
Cholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Triglyzeride,
Lipidelektrophorese,
Lipoprotein (a)
C) Adipositas
Analysen
Adiponektin, C-Peptid, HOMA-Index, IL6, Insulin, Leptin, Proinsulin intakt
Zum Ausschluss einer sekundären endokrinen Genese:
TSH, fT4, Cortisol, ACTH,
niedrig dosierter Dexamethason-Suppressions-Test (siehe Funktionsteste),
Testosteron, SHBG/Albumin, Somatomedin C
D) Schilddrüsen-Erkrankungen
1. Schilddrüsenfunktion
Analysen
- TSH als Suchparameter bei Verdacht auf Schilddrüsendysfunktion,
(TSH nach TRH nur bei besonderen Fragestellungen) - bei erhöhtem TSH (Verdacht auf Hypothyreose) Bestimmung von fT4
- bei erniedrigtem TSH (Verdacht auf Hyperthyreose) Bestimmung von fT3 und fT4
- ACHTUNG: Bei diskrepanten Befunden Verdacht auf hypophysäre Funktionsstörung (sehr selten Schilddrüsenhormon-Resistenz), bei vermuteter oder bekannter sekundärer (hypophysärer)/tertiärer (hypothalamischer) Hypothyreose fT3 und fT4 obligat!
- (T3 und T4 gesamt)
Thyroxinbindendes Globulin (TBG)
2. Immunthyreopathien
Analysen
Mikrosomen (TPO)-AK, ggf. alternativ Thyreoglobulin-AK (nicht beide beim selben Behandlungsfall abrechenbar),
TSH-Rezeptor-AK (siehe Serologie/Autoantikörper)
3. Tumore der Schilddrüse
Analysen
- Calcitonin, CEA (bei medullärem Schilddrüsenkarzinom / MEN2)
- Thyreoglobulin (zur Nachsorge eines papillären oder follikulären Schilddrüsenkarzinoms, speziell nach Thyreoidektomie, ferner bei Verdacht auf Hyperthyreosis factitia)
E) Calciumstoffwechsel / Knochenstoffwechsel einschließlich Osteoporose und Nebenschilddrüsen-Funktionsstörungen
Analysen
Calcium, Albumin (/Gesamteiweiß), Phosphat, Kreatinin
Calcium und Phosphat in 24h-Urin
Zur Basisdiagnostik der Osteoporose nach DVO-Leitlinie auch TSH, Serumelektrophorese, BSG, Blutbild,gGT, AP, ggf. fachärztlicher Ausschluss sekundärer Osteoporose-Formen.
- Vitamin-D3-Metabolite (25-Hydroxy-Cholekalziferol, 1,25-Dihydroxy-Cholekalziferol
- Parathormon intakt
- Marker des Knochenstoffwechsels
- Knochenaufbau: Ostase (Bone-AP), Osteocalcin
- Knochenabbau: Desoxypyridinolin (/Pyridinolin) im Urin, Crosslaps im Serum
F) Hypophysen-Erkrankungen
1. Diabetes insipidus centralis
Analysen
Ausschluss-Diagnostik
Keine Flüssigkeitsaufnahme ab 20 Uhr. Liegt die Urin-Osmolalität im nächsten Morgenurin > 800 mOsmol/l und die Serum-Osmolalität < 295 mOsmol/l, so ist ein Diabetes insipidus ausgeschlossen.
Parallele Bestimmung Copeptin im EDTA-Plasma und Osmolalität und Natrium im Serum. Korrelation des Wertepaares: ADH zwischen 0,8-6,2 pg/ml proportional zur Osmolalität zwischen 280-300 mOsmol/l.
(ACHTUNG: ADH ist ein sehr empfindlicher und störanfälliger Parameter. EDTA-Blut sofort zentrifugieren und kühlen; Postversand gefroren!)
Diagnose-Sicherung
Durstversuch (stationär) mit Bestimmung der Serum- und Urin-Osmolalität, der stündlichen Urinausscheidung und des Körpergewichts. (Siehe dort)
Hinweise
Patienten mit Diabetes insipidus konzentrieren ihren Urin nicht über die Serum-Osmolalität hinaus, wenn ein kompletter ADH-Mangel vorliegt. Urin-Osmolalität zwischen 400-800 mOsmol/l wird oft bei psychogener Polydipsie erreicht.
2. SIADH (Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion)
Analysen
Natrium, Kalium, Serumosmolalität, Copeptin, Urinosmolalität
- zur Beurteilung des Volumenhaushaltes Kreatinin, Harnsäure, Gesamteiweiß, Hämatokrit
- zur ersten Differenzierung Natrium und Kalium im 24h-Urin
- zur weitergehenden Differentialdiagnostik endokrinologische Konsultation
3. Adenohypophyse (Basisdiagnostik)
Analysen
Prolaktin,
IGF1/Somatomedin C
(bei Kindern IGFBP-3, IGF1/IGFBP3 Quot.)
LH, FSH, 17-Beta-Östradiol, SHBG,
Testosteron, freies Testosteron
FT3, FT4, TSH, ACTH,
Cortisol und freies Cortisol, Cortisol im 24h-Urin
4. Insuffizienz des Hypophysen-Vorderlappens
Indikation
Ausschluss/Nachweisdiagnostik
Je nach klinischem Verdacht oder Ergebnis der basalen Diagnostik (s.o.) Stimulation der Achsen des Hypophysenvorderlappens (siehe Funktionsteste/HVL-Stimulation) meist einzeln, ggf. in Kombination:
- Stimulation der STH- und ACTH-Sekretion durch insulininduzierte Hypoglykämie über einen hypothalamischen Mechanismus;
- hypophysäre Stimulation der STH-Sekretion mit GHRH und Arginin, (alternativ auch mit Clonidin oder Glukagon);
- hypophysäre Stimulation der ACTH-Sekretion mit CRH;
- die Sekretion der Gonadotropine (LHRH-Stimulation) und des TSH (TRH-Stimulation) wird direkt hypophysär stimuliert.
Die Prolaktin-Sekretion wird sowohl hypothalamisch (Hypoglykämie) als auch hypophysär (TRH) stimuliert.
Bei der Frau schließt ein normaler, ovulatorischer Zyklus eine HVL-lnsuffizienz weitgehend aus.
Wachstumshormon-(STH-) Mangel, Ausschluss-Diagnostik:
STH basal: ein Serumspiegel > 5 ng/ml schließt einen kompletten STH-Mangel aus.
Weitere Diagnostik siehe Funktionsteste / STH-Reserve.
5. Prolaktinom / Hyperprolaktinämie
Analysen
Ausschluss-Diagnostik
Ein normales basales Prolaktin möglichst in drei Blutproben (z.B. im Abstand von 20 Min. abgenommen) schließt eine Hyperprolaktinämie aus.
Bei Zyklusstörungen / Amenorrhoe, Galaktorrhoe, Knick im Libidoverhalten
Nachweisdiagnostik
- Ausschluss einer medikamentös-induzierten Hyperprolaktinämie: Antidopaminerg wirksame Medikamente, Östrogene, Reserpin, gabaerg und serotoninerg wirksame Medikamente
- Ausschluss einer Hypothyreose
- Bei Prolaktin-Konzentrationen > 250 ng/ml ist ein Prolaktinom praktisch bewiesen.
- Bei erhöhten Prolactin-Konzentrationen im Bereich bis circa 200 ng/ml kommt ein Mikroprolaktinom in Frage, auch wenn es mit bildgebenden Verfahren nicht nachgewiesen werden kann.
- Inaktive, stielnahe Tumoren können durch Aufhebung der Dopamin-Hemmung zu einer Entzügelungshyperprolaktinämie (meist < 150 ng/ml) führen.
(ACHTUNG: bei Diskrepanz zu Klinik an Makroprolaktin denken)
Anschlussdiagnostik
Bei gesichertem Prolaktinom Prüfung der HVL-Partialfunktionen.
6. Akromegalie / Wachstumshormon-Exzess
Analysen
Ausschluss-Diagnostik
Basales STH < 1 ng/ml
STH supprimierbar durch orale Glukosegabe (75 g) p. o. (nüchtern); siehe Funktionsteste Akromegalie oGTT (verlängerter oGTT mit 7 Messungen).
Kriterium:
Mind. ein Wert des STH sollte < 1 ng/ml liegen. Falls eine dieser Bedingungen erfüllt ist, kann eine autonome STH-Sekretion als ausgeschlossen gelten.
Hinweis
Weder niedrige Werte zwischen 1-5 ng/ml können eine autonome STH-Sekretion ausschließen, noch deutlich überhöhte STH-Werte eine Autonomie beweisen.
Diagnose-Sicherung
Suppressionstest mit Glukose
Kriterium:
Fehlende Suppression des STH < 1 ng/ml.
Bestätigt sich die Diagnose einer autonomen STH-Sekretion, so sollen grundsätzlich auch alle anderen HVL-Partialfunktionen getestet werden.
Verlaufskontrolle / postoperativ
STH basal, Somatomedin C,
ggf. inappropriate STH-Sekretion nach LHRH bzw. TRH
7. Cushing, Morbus / Hypercortisolismus
Analysen
Basis-Diagnostik
Cortisol und ACTH im Plasma, Blutentnahme ca. 8 Uhr
Ausschluss-Diagnostik
niedrig dosierter Dexamethason-Kurztest (Hypercortisolismus), siehe Funktionsteste
Hinweise
Bei hypophysärem Cushing kann eine signifikante (Partial-) Suppression des Cortisols erreicht werden; ACTH basal meist erhöht, gelegentlich normal.
Bei NNR-Adenom/Karzinom keine Supprimierbarkeit des Cortisols; ACTH niedrig.
Ektopes ACTH-Syndrom: ACTH sehr hoch, meist keine Supprimierbarkeit von Cortisol und ACTH.
Nachweis-Diagnostik
freies Cortisol im 24h-Sammelurin,
ggf. Cortisol-Tagesprofil/Abendwert
Diagnostik der zugrundeliegenden Genese des Hypercortisolismus:
Hochdosierter Dexamethason-Kurztest mit 8 mg Dexamethason,
CRH-Test (siehe Funktionsteste)
Weitere Differentialdiagnostik nach endokrinologischer Konsultation.
G) Nebennieren-Erkrankungen
1. Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison)
Analysen
Basis-Diagnostik
Cortisol und ACTH im Plasma, Cortisol im 24h-Urin
Nachweis-Diagnostik
ACTH-Kurztest (siehe Funktionsteste)
Hinweis:
Auch bei gut eingestellten M. Addison-Patienten ist ACTH meist noch leicht erhöht
(auch in Abhängigkeit vom Zeitabstand zwischen Tabletteneinnahme und Blutentnahme).
2. Hypercortisolismus (Cushing-Syndrom)
Anmerkung
3. Hyperaldosteronismus (Morbus Conn)
Analysen
Basis-Diagnostik
Aldosteron/Serum und Renin (EDTA-Plasma) zur Berechnung des Aldosteron/Renin-Quotienten.
Aldosteron im 24h-Urin (als Aldosteron-18-Glucuronid)
Hinweise
- Der Aldosteron/Renin-Quotient wird falsch zu hoch unter Beta-Blocker-Einnahme und falsch zu tief unter ACE-Hemmer.
- Diuretika, die eine Hypokaliämie bewirken, gehen mit einem sek. Hyperaldosteronismus einher!
- Diuretika 10 Tage vor Untersuchung absetzen.
- Beta-Blocker beeinflussen die Renin-Aktivität.
- Aldosteron-Antagonisten müssen mindestens 4 Wochen vor Untersuchung abgesetzt werden!
- Für alle Untersuchungen durchschnittliche NaCl-haltige Diät einhalten! Hypokaliämie zuvor möglichst ausgleichen.
Nachweis-Diagnostik
Suppressiontests mit NaCl-Infusion (siehe Funktionsteste/Kochsalzinfusionstest) oder Einnahme von Fludrocortison
Differential-Diagnostik Adenom versus bilaterale Hyperplasie
Orthostase-Test: Nach mehrstündiger ununterbrochener Bettruhe 8 Uhr Blutentnahme (Renin, Aldosteron, evtl. 18-OH-Corticosteron) Nach 4h aktiver Orthostase 2. Blutabnahme (12 Uhr).
Kriterium:
Bei CONN-Adenom Renin niedrig und nicht/kaum ansteigend.
Aldosteron und 18-OH-Corticosteron basal erhöht und nach Orthostase abfallend.
Bei idiopathischer Hyperplasie: Renin niedrig, jedoch leicht ansteigend. Aldosteron hochnormal und wie 18-OH-Corticosteron nach Orthostase ansteigend.
Aussagekraft/Diskrimination oftmals begrenzt!
Lokalisations-Diagnostik
Neben bildgebenden Verfahren im Zweifelsfall seitengetrennte Blutentnahme aus den NNV zur Bestimmung von Aldosteron, 18-Hydroxy-Corticosteron und Cortisol (als Lagekriterium des Katheter in der NNV) zur Differenzierung einer bilateralen versus unilateralen (Op-Indikation?) Hypersekretion. Nur in entsprechend erfahrenen Händen!
4. Nebennierenrinden-Karzinom
Analysen
Cortisol, ACTH, DHEAS (ggf. weitere Steroide),
Chromogranin A, NSE
5. Phäochromozytom
Analysen
Basis-Diagnostik
Beste Sensitivität und höchste Spezifität für die Phäochromozytom-Diagnostik hat die Bestimmung der Meta- und Normetanephrine im Plasma.
Nachrangig bestehen folgende Untersuchungsmöglichkeiten:
Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) im Plasma
Katecholamine und Metanephrine im 24h-Urin
Nachweis-Diagnostik
Clonidin-Test: 300 µg p.o., Blutentnahmen für Katecholamine (Adrenalin und Noradrenalin) bei 0h und nach 3h
Achtung
Bereits bei dringendem Verdacht auf ein Phäochromozytom ist unverzüglich eine entsprechende Behandlung einzuleiten; vor Ausschluss eines Phäochromozytoms ist die Punktion einer adrenalen Raumforderung absolut kontraindiziert!
Bei nachgewiesenem Phäochromozytom sollte eine multiple endokrine Neoplasie ausgeschlossen werden und eine weitergehende molekulargenetische Diagnostik erfolgen; siehe Molekulargenetik A-Z / Phäochromozytom sowie Paragangliomsyndrome.
6. Adrenogenitales Syndrom
Analysen
1) Connataler adrenaler 21-Hydroxylase Mangel:
Screening-Diagnostik
17-Hydroxyprogesteron im Serum perinatal ab 3. Lebenstag: > 800 ng/dl
Nachweis-Diagnostik
insbesondere bei basalen 17-Hydroxyprogesteronspiegel > 1000 ng/dl:
a) ACTH-Kurztest 1 (siehe Funktionsteste)
b) Renin zur Sicherung des Salzverlustsyndroms (massiv erhöht!)
c) Molekulargenetischer Nachweis eines 21-Hydroxylase-Defizits in > 80% möglich (EDTA-Blut)
Verlaufskontrolle
17-Hydroxyprogesteron im Plasma, evtl. Pregnantriol im 24h-Urin, Renin im Plasma, Na und K im 24h-Sammelurin zur Überwachung des Salzverlustes
2) Late-onset AGS, 21-Hydroxylase-Defizit
Bei einer möglichen Heterozygotie finden sich im ACTH-Test folgende Ergebnisse:
17-OHP Anstieg > 260 ng/dl bzw. Quotient 17-OHP/DOC nach Stimulation > 12.
Molekulargenetischer Nachweis 21-Hydroxylase-Defizit.
Diagnostik der zugrundeliegenden Erkrankung
Bei nachgewiesenem 21-Hydroxylase-Defizit HLA-Typisierung von Patient, Eltern und Geschwistern und/oder molekulargenetische Bestätigung des 21-Hydroxylase-Defizits.
3) 11-Beta-Hydroxylase-Defekt:
Leithormon 11-Desoxycortisol i.S. erhöht, meist auch 11-Desoxycorticosterons (DOC) i.S. erhöht. Erhöhter Response im ACTH-Test.
Siehe auch Molekulargenetik / 11-Beta-Hydroxylase-Mangel.
4) 3-Beta-Hydroxysteroiddehydrogenase-Defekt:
Leithormon 17-Alpha-Hydroxypregnenolon i.S. erhöht.
Im ACTH-Kurztest 1 disproportionaler, überschießender Anstieg von 17-Alpha-Hydroxypregnenolon bei moderatem 17-Hydroxyprogesteron-Response.
Siehe auch Molekulargenetik / 3-Beta-Hydroxysteroiddehydrogenase Typ-2.
5) Weitere AGS-Formen
Siehe z.B. Molekulargenetik / 17-Alpha-Hydroxylase u.a.
H) Gonaden, weibliche
Analysen
1. Amenorrhoe / Oligomenorrhoe:
Prolaktin, LH, FSH, Östradiol, Testosteron, SHBG, Albumin, LH/FSH-Quotient, Androstendion, evtl. DHEA-S, Anti-Müller-Hormon (AMH)
2. Infertilität:
Bei normalem Zyklus Überprüfung der Corpus luteum-Phase
- mit drei Progesteronbestimmungen in 2-3-tägigen Abständen. Mindestens zwei Resultate sollen > 1100 ng/l liegen.
- Prolaktin prüfen
- Progesteron/Östradiol-Verhältnis prüfen
- bei Androgenisierung: Testosteron, SHBG, Albumin, Androstendion und DHEA-S
3. Androgenisierung
- mit regulären Zyklen: Testosteron, SHBG, Albumin, DHEA-S
- mit irregulären/anovulatorischen Zyklen: Testosteron, SHBG, Albumin, Androstendion, DHEA-S, LH/FSH-Quotient, Prolaktin , Anti-Müller-Hormon
Hinweise auf tumorbedingte Androgenämie
adrenal:
DHEA-S > 800 mg/dl,
Testosteron > 200 ng/dl
ovariell:
Testosteron > 200 ng/dl
Androstendion extrem erhöht!
DHEA-S leicht überhöht
Bei jungen Frauen / Verdacht auf AGS
17-Alpha-Hydroxyprogesteron,
wenn erhöht: molekulargenetische Diagnostik eines 21-Hydroxylase-Defizits;
wenn niedrig/normal: 17-Alpha-Hydroxypregnenolon
wenn erhöht: molekulargenetische Abklärung eines 3-Beta-Hydroxysterioddehydrogenase-Defizits.
ACTH-Kurztest 1 (siehe Funktionsteste) möglichst am 3. bis 5. Zyklustag:
Typische Spreizung der Parameter je nach Enzymdefekt:
17-Alpha-Hydroxyprogesteron prominent bei 21-Hydroxylase-Defizit.
17-Alpha-Hydroxyprenenolon prominent bei 3-Beta-SDH-Defizit.
I) Gonaden, männliche
Analysen
1. Hypogonadismus Auschluss-Diagnostik
Testosteron (morgens: bei Werten > 400 ng/dl Insuffizienz unwahrscheinlich)
SHBG, Albumin, freier Androgen-Index (alternativ freies Testosteron),
Prolaktin, LH, FSH
Differential-Diagnostik
- hCG-Test: Abklärung Kryptorchismus-Anorchie Bestimmung von Testosteron basal und 72h nach 5000 IU hCG i.m.
- LHRH-Test: Differenzierung niedrig normaler Gonadotropinwerte und pathologisch niedriger LH- und FSH-Werte.
- Chromosomenanalyse: bei V.a. Klinefelter-Syndrom und intersexuellen Krankheitsbildern
Hinweis:
LHRH-Test bei basal erhöhten Gonadotropinen diagnostisch wertlos.
Zum Ausschluss eines Kallmann-Syndroms sollte eine HNO-ärztliche Olfactorius-Prüfung erfolgen (ein gestörter Geruchssinn wird von den Patienten selbst oftmals nicht bemerkt).
2. Gynäkomastie
Diagnostik nach der Pubertät: LH, FSH, Beta-HCG, AFP, Testosteron, 17-Beta-Östradiol, Prolaktin
Diagnostik vor dem 15. Lebensjahr: hormonelle Parameter meist entbehrlich
3. Pubertas präcox
Nachweis-Diagnostik
- zentrale / hypothalamische Pubertas präcox: Pubertär erhöhte LH- und FSH-Spiegel im LHRH-Test (typischerweise mit LH-Präferenz), Östradiol und Testosteron im pubertären Bereich.
- Periphere (gonadale oder adrenale) Pseudopubertas präcox: Präpubertär niedrige Gonadotropine, nach LHRH nicht oder nur subnormal ansteigende LH und FSH-Spiegel und über der Norm liegende Östradiol-, Testosteron-, Androstendion- oder DHEA-S- Spiegel
4. Pubertas tarda
Pubertät um mehr als 2,5 SD gegenüber dem normalen Mittelwert verzögert.
Diagnostik der zugrundeliegenden Erkrankung
- LHRH-Test: zur Differenzierung einer gonadalen von einer hypophysär / hypothalamischen Störung
- hCG-Test: Differenzierung Anorchie / Leydigzell-lnsuffizienz
- Chromosomenanalyse: bei V.a. Gonadendysgenesie
Hinweise:
- Unbrauchbare Parameter sind 17-Ketosteroide und 17-OH-Kortikosteroide.
- Der LHRH-Test ist nicht geeignet zur Unterscheidung zwischen einer konstitutionellen Entwicklungsverzögerung und einem permanenten hypothalamischen (hypogonadotropen) Hypogonadismus. Hilfreich kann hier eine Vorbehandlung mit pulsatiler GnRH-Stimulation (Zyklomatminipumpe) über 36h oder eine Bestimmung von Testosteron (SHBG, Albumin), LH und FSH vor sowie 4h und 24h nach Stimulation mit Buserelin (10 µg/kg s.c.) sein.
- Gute Marker der Sertolizell-Funktion sind auch im Jugendalter Inhibin B und Anti-Müller-Hormon