Schwangerschaftsvorsorge / Pränataldiagnostik
Während der Schwangerschaft hat die werdende Mutter Anspruch auf eine Reihe von Vorsorgeuntersuchungen. Neben der regelmäßigen Kontrolle des Wohlergehens der Mutter dienen einige Untersuchungen der Abklärung gesundheitlicher Beeinträchtigungen des ungeborenen Kindes. Vor allem Ultraschall-Untersuchungen ermöglichen einen Überblick über mögliche Fehlbildungen. Genetisch bedingte Krankheitsrisiken lassen sich hingegen schwer oder häufig erst zu spät im Ultraschall erkennen.
Gen-Diagnostik während der Schwangerschaft
Bei Risikoschwangerschaften oder begründetem Krankheitsverdacht wird daher im Rahmen der gesetzlichen Mutterschaftsvorsorge zusätzlich eine humangenetische Beratung und Untersuchung empfohlen. Eine invasive vorgeburtliche Diagnostik des ungeborenen Kindes, Pränataldiagnostik genannt, kann sinnvoll sein bei:
- Schwangeren mit einem höheren Alter
- Frauen mit auffälligem Befund beim Ultraschall, beim Ersttrimester-Screening oder Triple-Test
- Familien, in denen Erbkrankheiten vorkommen
- Bekannte Chromosomenveränderung bei einem Elternteil oder weiteren Familienmitgliedern
- besonderer psychischer Belastung der Schwangeren durch Angst vor Erkrankung des Kindes
Jede Schwangere (sowohl gesetzlich als auch privat versichert) kann bei Bedarf eine humangenetische Beratung in Anspruch nehmen. Dabei werden sowohl allgemeine als auch individuelle Risiken und Untersuchungsmöglichkeiten erläutert.
Bedeutung der Chromosomenanalyse
Die durch Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese gewonnenen Zellen des Fötus werden bei der klassischen Chromosomenanalyse (konventionelle Zytogenetik) über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen angezüchtet. Anschließend erfolgt die mikroskopische Untersuchung aller Chromosomen auf numerische und strukturelle Veränderungen. Im Mittelpunkt der Analysen steht schwerpunktmäßig der Ausschluss von numerischen Aberrationen wie etwa Trisomie 21 (Down-Syndrom).
Im Gegensatz zur klassischen Zytogenetik, die den gesamten Chromosomensatz analysiert, handelt es sich beim so genannten FISH-Schnelltest um ein Verfahren der molekularen Zytogenetik, bei dem sich innerhalb kurzer Zeit einzelne Fragestellungen abklären lassen. Eine Beurteilung des kompletten Chromosomensatzes ist damit nicht möglich. Neben dem FISH-Schnelltest eignet sich die FISH-Technik (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung) auch für die submikroskopische Beurteilung konkreter Chromosomenabschnitte, etwa bei Verdacht auf DiGeorge Syndrom (Mikrodeletion 22q11, CATCH 22 Syndrom).
Bei begründetem Krankheitsverdacht oder familiären Erbkrankheiten kann die Chromosomendiagnostik um molekulargenetische und biochemische Fragestellungen erweitert werden. So lassen sich neben chromosomalen Veränderungen z. B. auch Enzymdefekte der Nebennieren wie AGS (Andrenogenitales Syndrom) oder andere genetische Erkrankungen wie z.B. zystische Fibrose (Mukoviszidose), Chorea Huntington u.Ä. vorgeburtlich diagnostizieren.
Chromosomendiagnostik kann nicht Entwicklungsstörungen ausschließen
Der Nachweis eines normalen Chromosomensatzes beim ungeborenen Kind schließt das Vorliegen einer Erkrankung nicht aus! Denn die genetischen Analysen der Mutterschaftsvorsorge können nur häufige Erkrankungen abklären bzw. Erkrankungen, für die ein konkreter Verdacht besteht. Zudem lassen sich Entwicklungsfehler des Kindes wie beispielsweise Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Herzfehler, Klumpfuß oder bestimmte Formen geistiger Behinderung nicht durch Untersuchungen der Erbanlagen erkennen. Auch sind Folgen von Medikamenten, Nikotin- oder Alkoholmissbrauch sowie Strahleneinwirkung in der Früh-Schwangerschaft nicht anhand von Chromosomen analysierbar.
Untersuchungsergebnisse ohne Hinweise auf chromosomale Veränderungen sind somit keine Garantie für ein in jeder Hinsicht gesundes Kind!
Methoden
Für eine qualifizierte Pränataldiagnostik erfolgt eine Entnahme kindlicher Zellen, um eine Analyse der Erbanlagen vorzunehmen.
Derzeit finden in der Gynäkologie überwiegend zwei Methoden der Entnahme kindlicher Zellen Anwendung: die Chorionzottenbiopsie und die Amniozentese. Außerdem steht im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft noch die Methode der Nabelschnurpunktion (Cordozentese) zur Verfügung. Wegen des vergleichsweise späten Zeitpunkts und des höheren Untersuchungsrisikos kommt die Cordozentese allerdings nur selten zum Einsatz für die vorsorgliche Chromosomenanalyse und dient vielmehr der serologischen Abklärung anderer kindlicher Erkrankungen oder dem Ausschluss von Rhesus-Komplikationen.
Chorionzottenbiopsie
Die Chorionzottenbiopsie bezeichnet eine Untersuchung der kindlichen Erbanlagen anhand von Gewebeproben, die einer Vorform der Plazenta (Chorionzotten) entnommen werden. Es erfolgt eine Punktion durch die Bauchdecke, um Chorionzotten-Material zu entnehmen. Diese Untersuchung kann bereits ab der 10. SSW (Schwangerschaftswoche) vorgenommen werden.
An Chorionzotten können sowohl Chromosomenanalysen, molekulargenetische Untersuchungen als auch biochemische Analysen erfolgen. Erste Ergebnisse einer Chromosomenanalyse nach Direktpräparation oder Kurzzeitkultur liegen bereits 2-3 Tage später vor. Für eine abschließende Chromosomenanalyse mit höher aufgelösten Chromosomen, die auch eine gute Beurteilung der Chromosomenstruktur erlaubt, werden etwa 14 Tage benötigt.
Das Risiko einer Fehlgeburt in Folge der Zellentnahme beträgt circa 1% bei der Chorionzottenbiopsie.
Amniozentese
Bei der Amniozentese wird ebenfalls durch die Bauchdecke punktiert, allerdings um Fruchtwasser zu entnehmen, in dem u.a. auch kindliche Zellen enthalten sind. Allerdings lässt sich die Amniozentese erst im etwas späteren Verlauf der Schwangerschaft vornehmen (15. SSW). Gelegentlich ist eine Amniozentese bereits ab der 13./14. SSW möglich.
Nach der Probengewinnung dauert es ungefähr 12-16 Tage ehe die endgültigen Ergebnisse der Chromosomenanalyse vorliegen. Mit einer Sicherheit von etwa 90% kann ein so genannter FISH-Schnelltest (pränataler Schnelltest an unkultivierten fötalen Zellen im Fruchtwasser) nach 1-2 Tagen erste Ergebnisse in Bezug auf die Chromosomen 13, 18, 21, X und Y liefern. Eine darüber hinaus gehende molekulargenetische Untersuchung kann gelegentlich nach direkter DNA-Extraktion aus dem Fruchtwasser erfolgen, manchmal aber auch erst nach vorausgehender Kultivierung des Fruchtwassers (10-15 Tage). Die Dauer der Untersuchung ist somit von der Fragestellung und der Fruchtwassermenge abhängig.
Außerdem kann anhand des entnommenen Fruchtwassers zusätzlich eine Bestimmung des AFP (Alpha-Fetoprotein) erfolgen, um einen Neuralrohrdefekt auszuschließen.
Das Risiko einer Fehlgeburt in Folge einer Amniozentese beträgt circa 0,3-0,5%. Vorteil der Amniozentese gegenüber der Chorionzottenbiopsie ist das etwas geringere Fehlgeburtsrisiko.
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Humangenetische Sprechstunde
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